Gedrehter Torso XVIII, 1994 Bronze, Höhe: 53 cm
Kleiner männlicher Torso, 1993, Bronze, Höhe: 20,5 cm
Weiblicher Torso XXI, 1998, Bronze, Höhe: 66 cm
Mit der Werkgruppe der „Torsi“, 1993 bis 1998, entdeckte
Waldemar Otto für sich das Modellieren mit den 4–5 cm
starken Wachsplatten, die für das Wachsauschmelzverfahren
beim Bronzeguss verwendet werden. Durch die Handwärme
geschmeidig gemacht, durch Drücken oder Ausbuchten erzeugt
er auf knappste Weise die Wölbungen menschlicher Körper. Die
Torsierung wird hier zur Quintessenz des Körperlichen an
sich. Doch die Volumina gewinnen unvermutete Spannungen:
– ein leichter Knick erreicht die Dimension eines Zweifels,
– eine leichte Drehung im Körper die Größe einer
grundsätzlichen Infragestellung
– und eine leichte Achsenverschiebung wird ein Zurückweichen
vor dem Kommenden.
Feinste menschliche Regungen kann er so mit knappsten
Mitteln sichtbar machen.
Figur mit Gewand IX, 2004, Höhe: 102 cm
Figur mit Gewand VI, 2003, Bronze, Höhe: 56 cm
Figur mit Gewand XXIII, 2004, Bronze, Höhe: 62 cm
Auf die Torsi folgten die „Gewandfiguren“. Das Spiel
zwischen Körper und Gewand hat in der bildenden Kunst eine
lange Tradition. Deren Werke gewinnen aus einem voyeurhaften
Blick durch das Gewand auf den Körper ihre Erotik.
Waldemar Otto dagegen verhüllt den Körper gänzlich. Er ist
lediglich durch das Gewand zu spüren, aber nicht zu sehen.
Seine Gewandfiguren zielen auf eine große geschlossene Form,
voller Harmonie, befreit von allen Zwängen, ausgeglichen und
melodisch.
Und die Gewandfiguren wären nicht von Waldemar Otto, wenn
zum Schluss nicht nur noch das Gewand selbst stehen bliebe.
Aber welche Sinnlichkeit des weiblichen Körpers strahlen
diese puren Gewänder noch aus!