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Newsmail Juli 2021 Kunsthandel Dr. Wilfried Karger
 

28.07.2021

Zum Tod von Walter Libuda

Walter Libuda zum
Neujahrsempfang des Kunst-
handels Dr. Wilfried Karger
am 18.1.2020, Foto: Dietrich
Graf

 

Einladungskarte
zur Ausstellung
»FREIREISER«
Plastiken · Objektkästen · Bilder von Walter Libuda

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Walter Libuda ist gestorben. Es war am 6. Juli nach einer Herzoperation.


Geboren wurde er 1950 in Zechau-Leesen. Von 1973 bis 1978 studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Harry Blume, Dietrich Burger, Hans Mayer-Foreyt, Ulrich Hachulla, Karl-Georg Hirsch, Gerhard Kurt Müller und Arno Rink. 1978 bis 1979 war er Meisterschüler bei Bernhard Heisig. Von 1978 bis 1980 Assistent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und von 1980 bis 1982 freischaffend in Leipzig tätig. 1985 Umzug nach Berlin. Seit 1991 war er Mitglied des Künstlerverbandes »Neue Gruppe München«, seit 1992 Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Seit 1998 war er Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. 1999 erhielt er den Fred-Thieler-Preis der Berlinschen Galerie und 2000 den Gerhard-Altenbourg-Preis des Lindenau-Museums Altenburg. Seit 2004 lebte und arbeitete Walter Libuda in Schildow bei Berlin. Seit 2018 gehörte er der Gerhard Altenbourg Gesellschaft an.

Walter Libuda gehörte zu der zweiten Generation der DDR-Malerei, die unter dem Begriff der »Leipziger Schule« in ihrer Kunst die Dogmen des sozialistischen Realismus überwand und selbstbewusst die Fragen nach dem Sinn des Lebens im realen Sozialismus neu aufwarf, gleichnishaft und emotional.
Arbeiten von Walter Libuda befinden sich in öffentlichen Sammlungen in Aachen, Altenburg, Berlin, Augsburg, Bad Homburg, Bonn, Budapest, Cambridge/Mass (USA, Cottbus, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Frankfurt (Oder), Hannover, Leipzig, London, Luxembourg, Moskau, München, Neubrandenburg, Oberhausen, Oldenburg, Oslo, Peking, Potsdam und in vielen privaten Sammlungen.

 

Ockerland, 2017-19, Objektkasten: Karton, Pappmaché, Gouache, bemalt, verglast: Acrylglas, 60 x 70 x 10 cm, Foto: Christo Libuda
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Zunehmend löste sich Walter Libuda von allem ost-west-ideologischem Ballast, inhaltlich und stilistisch und gab sich ganz der Magie des Fantastischen hin.
Woher Walter Libuda die Titel seiner Arbeiten nimmt ist nicht ersichtlich, sie sind genauso fantastisch wie die Arbeiten selbst.

 

Goldjungs, 2007, Öl/Leinwand, 70 x 60 cm / Deckler, 1996, schwarzer Ton, Glasur, H: 43 cm
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»Im Jahr vor dem Fall der Mauer« heißt es im Nachruf von Ingeborg Ruthe in der Berliner Zeitung, »malte Walter Libuda das große Ölbild ›Die Schleuse‹. Es gehört der Neuen Nationalgalerie - eine bühnenartige, expressionistische und zugleich trancehafte Szenerie in einem wie zusammengesteckten Bildaufbau: Auf der Tafel ein fleckenhaft vibrierendes Bildgeschehen, ein Figurengemenge von Grenzwächtern und Fliehenden in einem Tunnel, der zugleich eine Bootsform hat. Alles überzogen von Schlaglichtern. Der Maler fand so eine Metapher für die damalige Fluchtbewegung aus der DDR in Richtung Westen, ein zerrbildhaftes Gleichnis für die Situation und auch für die eigene Ohnmacht. Das Motiv lässt auf ein großes Vorbild schließen - auf den aus Leipzig stammenden Max Beckmann.«
 

Chevalier von den drei Beinen, Bronze bemalt, 1999/2019, H: 156 cm, Foto Christo Libuda /
Läuter, 1997, Bronze, H: 60 cm, Foto: Christo Libuda
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»FREIREISER« - Titel nicht nur einer farbig glasierten Keramik, sondern auch jener Ausstellung im Kunsthandel Dr. Wilfried Karger in der Kantstraße Berlin vom 22. November 2019 bis 25. Januar 2020 - scheint jedoch symptomatisch für sein Werk. Frei ist Libuda von allen Einordnungen in Schubladen, weder Leipziger Schule noch Berliner Malerschule halten ihn gefangen, weder figurativ noch nonfigurativ, weder realistisch noch surrealistisch, obwohl letzteres vielleicht naheliegt, sind seine Arbeiten, sie sind einfach erdacht, erfunden, erfühlt von Walter Libuda, voller Sinnlichkeit, den eigenen inneren Gesetzlichkeiten folgend, ob in der Fläche, im Körperlichen oder im Raum seiner Objektkästen.

 

Blick in die Ausstellung im Kunsthandel Karger, Fotos: Dietrich Graf
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Frei ist er eben auch vom Genre, auch wenn die Bilderwelt wohl die vorherrschende ist und bleiben wird. Plastiken - Keramiken und Bronzen - gab es immer neben den Bildern, seit 2005 etwa kommen seine »Objektkästen« dazu, nicht Assemblagen, nein, 10 cm hohe Kästen, abgedeckt mit einer Platte aus Acrylglas, dahinter eingesperrt reliefartige Landschaften unterschiedlichster Formen und Materialien, fabulierend wie seine Bilder auch, eine überbordende Gedankenwelt diszipliniert in den Kasten 90 x 70 x 10 cm gebannt.
»Doch ist das Werk nicht nur eine freche Absage an die klassische Skulptur, sondern verweigert sich auch allen kunsthistorischen Schubladen«, schrieb Angelika Leitzke über diese Ausstellung in der Zeitung Der Tagesspiegel am 21. Dezember 2019, und weiter: »Geistig frei reisen soll der Besucher in dieser Ausstellung, deren skurrile Titel Rätsel aufgeben. Im ›Freireiser‹, einem koboldhaften Ensemble aus farbig glasierten Ton, glaubt man Hahnenköpfe und eine Schildkröte zu erkennen.«  PDF

 

Freireiser, 1999, weißer Ton, Glasur, 53 x 31 x 53 cm, Foto: Christo Libuda
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Die Bilderwelt von Walter Libuda ist voll von sich überlagernden Assoziationen, von Freuden und Ängsten, von Erinnerungsfetzen, Erfahrungen und Vorstellungen. Sie kommen und gehen im kreativen Vorgang, der unter Umständen mehrere Jahre dauern kann, er malt oder baut immer an mehren Bildern oder Objekten mit Unterbrechungen.
Am Ende stehen für den Betrachter Gebilde in der Fläche im Raum oder im Kasten dessen Entschlüsselung eine Herausforderung ist, das Erlebnis aber sinnlich großen Genuss bietet und Kraft vermittelt.

Für mich war die Ausstellung »Freireiser« nicht nur eine erweiterte Sicht auf die figurative Skulptur, sondern auch ein neues Erlebnis kraftvollen und humorvollen Formens der Körper im Raum durch Walter Libuda. Die Zusammenarbeit mit ihm, respektvoll und voller gegenseitiger Anerkennung, hat sich bei mir tief eingeprägt. Für mich ist sein Tod ein großer Verlust.



Dr. Wilfried Karger

 

 

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