Tagesspiegel, 25.7.2020
Showroom mit Skulpturenwald
Die figürliche Plastik ist seine Passion: Der Kunsthandel Karger
schließt nach zehn Jahren im Berliner Stilwerk – mit einer Hommage an
den Bildhauer Werner Stötzer. von Angelika Leitzke
Es ist ein doppeltes Jubiläum und zugleich eine last picture show. Nach
zehn Jahren im Charlottenburger Stilwerk an der Kantstraße schließt der
Kunsthandel Dr. Karger seine Pforten, mit einer Ausstellung zum zehnten
Todestag des Bildhauers Werner Stötzer.
Der aus Schlesien stammende Wilfried Karger, promovierter
Kunsthistoriker, kann auf eine über 25-jährige Galerietätigkeit
zurückblicken. 1984 kam er nach Ost-Berlin, 1994 begründete er seine
Galerie beim Wasserturm am Prenzlauer Berg.
Nach einem Intermezzo am Gendarmenmarkt eröffnete er 2010 im Stilwerk
seinen Kunsthandel: 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche vom Charme einer
Lagerhalle. Doch Karger baute darin seinen Skulpturenwald auf, er nannte
sein Unternehmen schlicht „showroom“. Weitere Präsentationen fanden
zeitweise auch im Helios-Klinikum in Berlin-Buch statt. (...)
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Berliner Zeitung, 22.7.2020
Seine Spur der Steine – Vor zehn Jahren starb Ostdeutschlands
beliebtester Bildhauer Werner Stötzer
von Ingeborg Ruthe
Seine Blöcke haben
nicht das Lächeln antiker Skulpturen. Für Werner Stötzer hatte jeder
Stein ein Gesetz, dem ein guter Bildhauer folgen muss. Die Skulpturen
sind auch Wegmarken seines eigenen Lebens, Zeichen zwischen Schönheit
und Katastrophe. Welchen Stein auch immer er in seinem Leben unter dem
Meißel hatte, es war ein Torso. weiterlesen in diesem
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(...) An den
Bildhauer, der heute vor zehn Jahren starb, erinnert auch die letzte
Ausstellung, die Winfried Karger mit seinem Kunsthandel veranstaltet.
(...) weiterlesen in diesem
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Er ließ dem Stein,
was des Steines ist, und gab dem Menschen, was des Menschen ist. Seine
Hände spürten das Geistige in der Materie auf, holten es herauf an die
Oberfläche. Wenn er seinen Figuren behutsame, aber dennoch deutlich
ablesbare Proportionen verlieh, wenn er die stoffliche Struktur zutage
treten ließ, das Spröde, Beharrende, Steinalte, Brüchige, Flackernde,
Fluide, dann verdeutlichte er den die Masse bewegenden Geist. Und er
ließ dem Menschen die Figur, gab ihm die Balance des Gewichts, die
klassische Ausgewogenheit. Daher sind seine Figuren unpathetisch, noch
ganz an den Block gebunden, aus dem er sie herausschlug, keine Gebärde
ging ins Aus. (...) weiterlesen in diesem
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Neues Deutschland, 3.6.2020
Nach der Stille
Die Berliner Galerien haben wieder geöffnet, kämpfen aber mit den
unterschiedlichsten Problemen
Von Klaus Hammer
(...) Der Kunsthandel Dr. W. Karger in der Kantstraße hat eine virtuelle
Eröffnung der Ausstellung »Werner Stötzer« anlässlich dessen 10. Todesjahres
vollzogen, nun ist diese allen zugänglich. In großer Ruhe und von zeitloser
Dauer, im lastenden Gewicht des Materials und zugleich in schwebender,
flüchtiger Leichtigkeit erscheinen die Skulpturen Stötzers.
(...)
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online-Ausgabe des nd
Letzte Ausstellung im Entrée des showrooms
im stilwerk Berlin
29. Mai bis (verlängert) 8. August 2020
WERNER STÖTZER
(1931 - 2010) Skulpturen · Plastiken · Zeichnungen Begrüßung von Dr. Wilfried Karger als
PDF Laudatio von Dr. Fritz Jacobi als
PDF
Aus gegebenem Anlass ist uns eine Vernissage leider nicht
gestattet, da wir die Einhaltung der vorgeschriebenen
Abstandsregelung nicht garantieren können, aber vielleicht ist
dies in unser aller Interesse auch besser so? Trotzdem ist es
gut, im 10. Jahr des Todes von Werner Stötzer an sein
bedeutendes Werk zu erinnern, auch wenn im Entrée nur ein
kleiner Ausschnitt Platz finden wird.
geöffnet Di – Fr 14 – 19, Sa 10 – 19 Uhr
bei freiem Eintritt
Intro: Zugang zum Entrée mit dem Ausstellungsplakat
Begrüßung: Galerist und Kunsthändler Dr. Wilfried Karger
begrüßt zur Eröffnung seiner letzten Ausstellung im
stilwerk Berlin mit Werken des Bildhauers Werner Stötzer
Begrüßung als PDF
Laudatio: Dr. Fritz Jacobi, Kunsthistoriker, Kustos der
Neuen Nationalgalerie Berlin a. D.
Laudatio als PDF
Dank an Sylvia Hagen den Laudator Dr. Fritz Jacobi.
Rundgang: Film von Peter Graetz (Kamera) und Axel Funk (Schnitt)
Am 22. Juli 2020 jährt sich der Todestage von Werner
Stötzer zum 10. Mal - ein triftiger Grund sich des
Werkes eines der großen Bildhauer Deutschlands in der
zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu erinnern.
Der Kunsthandel Dr. Wilfried Karger im stilwerk Berlin
gedenkt ihm mit einer kleinen Ausstellung im Entrée des
Showrooms vom 29. Mai bis zum 25. Juli 2020.
Die Eröffnung konnte leider nur virtuell durchgeführt
werden, Videos siehe oben.
Es besteht die Hoffnung, zum Ende der Ausstellung eine
Finissage veranstalten zu können, die auch zugleich den
Schlusspunkt unter eine zehnjährige
Präsenz des Kunsthandels Dr. Wilfried Karger mit
figurativer Skulptur im stilwerk Berlin setzen wird.
Eine einmalige Präsentation der besten Traditionen
figurativer Skulptur der Nachkriegszeit findet damit ihr
Ende.
Im Umfeld des 10. Todestages von Werner Stötzer und in
seiner Ausstellung im stilwerk Berlin soll das
Werkverzeichnis seiner Plastiken abgeschlossen und
vorgestellt werden. Erarbeitet wurde dieses durch Astrid
Volpert und Inge Zimmermann unter Mitarbeit von Bab
Kirkmann, finanziert wurde es durch das Ministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes
Brandenburg, durch die Staatskanzlei, durch die Stiftung
Kulturwerk der Verwertungsgesellschaft Bildkunst und
durch Sylvia Hagen.
»Werner Stötzer gelingt es, das Figurative aus seiner
naturnahen Gegebenheit ein Stück weit zu lösen und in
eine Form der Entsprechung umzusetzen, was soviel
bedeutet, wie den Körper in seinen typischen Merkmalen
erkennbar zu belassen, ihm aber gleichzeitig
Wertigkeiten zuzuordnen, die als eine Art
Schwingungsfeld die Realität gewissermaßen aufbereiten,
relativieren, in weiterreichende Bezüge einbinden.
Stötzer verändert, überlängt, staucht, ballt und
rhythmisiert das Körpergebilde, um akzentuierend
sinnlich evozierte Deutungen vorzunehmen, Impulse zu
setzen und Kraftströme einfließen zu lassen. Körper und
Raum verschränken sich miteinander zu komplexen
Gestaltgefügen, die sowohl Verfremdung als auch
Anziehung bewirken - auratisch verdichtet in einer
sinnbildhaften, kubisch ausgerichteten Statuarik.«
(Fritz Jacobi)
Diese, seine eigene Formqualität fand er insbesondere in
der Auseinandersetzung mit dem Stein.
»Ich lobe den Stein«, bekannte Stötzer 1973, »er setzt
Grenzen. Er ist uralt und seine Härte zwingt, sich
normal zu benehmen. […] Der Stein führt auf das
Wesentliche.«
In dieser Haltung prägte Werner Stötzer mehrere
Generationen von Bildhauern, sowohl als Gastdozent und
Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee als
auch in seinen Meisterklassen an der Akademie der Künste
der DDR in Berlin, dessen Mitglied er seit 1978 war.
Gezeigt werden in der Ausstellung acht Skulpturen aus
Stein, eine aus Holz, ein Steinguss, ein Gips, der
bisher noch nicht gegossen wurde, acht Bronzegüsse, ein
Eisenguss und 16 Zeichnungen aus dem Nachlass, eine
kleine Ausstellung eines großen Bildhauers, ein guter
Schlusspunkt unter eine zehnjährige Präsenz figurativer
Skulptur im stilwerk Berlin.
Für größere Darstellung/Detailinfos auf die
Abbildungen klicken.
o.: Große
Stürzende, 1970 / Kleine Stele, o. J.
r. o.: Sitzender Akt, aufgestützt, o. J.
r. u.: Liegender weiblicher Akt, 1985
Das Schiff,
2006 - 2008 / Torso, o. J. /
Sylvi, 90er Jahre
Spanischer
Torso, o. J. / Woge, um 2000 /
Guernica, für Paul Eluard, o. J.
Kleine
Sitzende, um 1970 / Zigeuner von Marzahn II, 1980/81 /
Artist, 1963 / Mutter mit Kind, 1986/87
neu in der Ausstellung ab 4.8.2020
(sowie zwei weitere Arbeiten ohne Abbildung):
Werner
Stötzer wurde am 2. April 1931 in Sonneberg geboren.
Er wuchs in Steinach auf und nach einer Ausbildung zum
Keramikmodelleur an der Fachschule für angewandte
Kunst in Sonneberg studierte er von 1949 bis 1951 an
der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in
Weimar bei Heinrich Domke, Hans van Breek und Siegfried
Tschiersky. Aufgrund der Neuausrichtung der Hochschule
setzte er sein Studium von 1951 bis 1953 in Dresden an
der Hochschule für Bildende Künste bei Eugen Hoffmann
und Walter Arnold fort. Von 1954 bis 1958 war er
Meisterschüler bei Gustav Seitz an der Akademie der
Künste in Berlin. Zu den Meisterschülern dieser Zeit
gehörten u. a. Manfred Böttcher und Harald Metzkes, mit
denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband, aber
auch der Maler Ernst Schroeder. Beeinflusst wurde er auch
von dem Bildhauer Waldemar Grzimek und durch das Theater
von Bert Brecht und Helene Weigel. Nach dem Ende der
Meisterschülerzeit war Stötzer als freischaffender
Künstler tätig.
1974 arbeitete er an der Umsetzung des Films »Der nackte
Mann auf dem Sportplatz« von Konrad Wolf mit, der in
seiner Heimatstadt Steinach und in Steinheid gedreht
wurde. Er übernahm darin auch selbst eine kleine
Nebenrolle als Bürgermeister.
Werner Stötzer war auch lehrend tätig, von 1975 bis 1978
als Gastdozent an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Von 1987 bis 1990 hatte er eine Professur mit
künstlerischer Lehrtätigkeit an der Akademie der Künste
der DDR inne. Ab 1978 war er ordentliches Mitglied und
von 1990 bis 1993 Vizepräsident der Akademie der Künste.
Dort wurde er selbst zum Mentor zahlreicher Künstler. Zu
seinen Meisterschülern an der Akademie der Künste
gehörten u. a. die Bildhauer Horst Engelhardt, Berndt
Wilde und Joachim Böttcher, von 1989 bis 1992 der Maler
und Bühnenbildner Mark Lammert.
Studienreisen führten ihn unter anderem in die
Tschechoslowakei (1955), die Sowjetunion (1958), nach
China (1957), Ungarn, Österreich (1957), Polen und in
die Schweiz.
1980 verlegte er seinen Wohnsitz und sein Atelier von
Berlin nach Altlangsow am Rande des Oderbruchs, in ein
ehemaliges Pfarrhaus. Führend war er daran beteiligt, in
dem benachbarten Beet- und Schulhaus regelmäßige
Ausstellungen bildender Kunst zu organisieren.
Am 22. Juli 2010 ist Werner Stötzer in Altlangsow
verstorben. Sein Grab ist auf dem Friedhof in Altlangsow.
Preise und Auszeichnungen:
1962 Will-Lammert-Preis der Deutschen Akademie der
Künste in Berlin (Ost, 1975 Käthe-Kollwitz-Preis der
Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost), 1977 und
1986 Nationalpreis der DDR, 1994
Ernst-Rietschel-Kunstpreis für Bildhauerei, 2008 Preis
des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg für das
Lebenswerk, 2009 Ehrenbürgerwürde der Stadt Seelow
Ausstellungen:
1960 Berlin, Staatliche Museen zu Berlin,
Nationalgalerie und Paris, 1963 Magdeburg,
Kulturhistorisches Museum (zusammen mit Gerhard Kettner),
1964 Altenburg, Greifswald, Stralsund, Erfurt, 1965
Wien, Galerie »ZB« (zusammen mit Gerhard Kettner), 1970
Potsdam, 1972 Leipzig und Dresden, 1979 Rostock, Galerie
am Boulevard, 1982 Ravensburg, 1986 Bremen,
Gerhard-Marcks-Haus, 1995 Zürich, World Trade Center,
1996 Lago Maggiore, Vira - Gambarogno Tessin Schweiz,
1998 Frankfurt am Main, Galerie Schwind, 1999 Duisburg,
Wilhelm Lehmbruck Museum, 2000 Düsseldorf, Galerie
Beethovenstraße, 2001 Berlin, Galerie Leo Coppi, 2002
Berlin, galerie+edition refugium, 2003 Frankfurt am
Main, Galerie Schwind, 2004 Bremen, »Sich dem Stein
stellen«, Gerhard-Marcks-Haus, 2005 Dresden, Galerie
Beyer, 2005 Leipzig, Galerie Schwind, 2006 Berlin,
Akademie der Künste (Berlin), »Märkische Steine«, 2006
Dresden, Leonhardi-Museum, »Wegzeichen«, 2006 Berlin,
Galerie LEO.COPPI, 2009 Frankfurt am Main, Galerie
Schwind, 2013 Hamburg, Open-Air-Schau Figur als
Widerstand am Jungfernstieg (zusammen mit Alfred
Hrdlicka und Bernd Stöcker, 2011 Georg-Kolbe-Museum
Berlin.
Seit 1956 war Werner Stötzer an 120 Ausstellungen
beteiligt und hatte 80 Einzelausstellungen.
... ein letzter Blick in die einmalige Dauerausstellung
figurativer Skulptur